Folge 3 – Wilfried „Jufu“ Enz

Unsere 3. Folge des Scharfes – Eck Allensbach Legendentalks führt uns bis zurück in die 80er Jahre. Diesmal ist unser Gesprächspartner der ehemalige Abteilungsleiter Wilfried Enz.

SVA: In deinem Spielerpass steht ja eigentlich Wilfried Enz. Aber alle nennen dich nur Jufu.
Woher kommt dieser Spitzname und wer hat ihn dir gegeben?

Jufu:
Als 17-Jähriger musste ich als A-Jugendspieler mit Jugendfreigabe
die letzten Spiele in der Ersten als Torhüter aushelfen.
Das war 1976, damals Bezirksklasse. Damals war ja noch Wehrpflicht und die
neuen/jungen Soldaten wurden bei der Bundeswehr Jungfüchse genannt. Die etwas älteren Spieler wie Klaus Beisel, Arnold Muck, Horste Wedele etc. hatten den Bund frisch hinter sich oder waren gerade dabei. Deshalb wurde ich als Ableitung bzw. Abkürzung
„Jufu“ genannt und ist mir auch geblieben.
Finde ich heute noch einen geilen Spitznamen.

SVA: Du warst sportlich in den 80er und 90ern eine große Nummer.
Bist mit dem SVA zweimal in die Bezirksliga aufgestiegen.
Warst ein super Torwart aber auch ein guter Mittelstürmer.
Wo hast du dich wohler gefühlt?

Jufu:
Mein damaliger Vorgänger Christian Köppel (Barny), der mir übrigens
intensiv den Zwischenschritt lehrte, spielte dann nicht mehr und ich war
auch in der neuen Saison sofort Stammtorwart.
Übrigens war ich die komplette Jungend immer Mittelstürmer. Erst in meiner
letzten A-Jugend Saison wurde ich Torwart, da wir keinen hatten.
Die für mich absolute Jugendtrainer-Legende, Robert Schmidt, hat mich nach dem „Sichtungstraining“ bestimmt.
Meine Leidenschaft war schon Ball am Fuß, Dribbeln und Tore schießen. Aber
Bälle parieren war ebenso aufregend.
Wertvoller für die Mannschaft war ich sicherlich als Torwart.

SVA: Auch an dich unsere obligatorische Frage.
Welches waren deine 3 besten Spieler die du je im SVA Trikot erleben durftest?

Jufu:
In den letzten 50 Jahren durfte ich beim SVA natürlich viele ganz tolle Spieler erleben.
In meiner aktiven Zeit war Urban Mayer sicherlich der kompletteste Spieler.
Horst Wedele wohl der härteste Verteidiger mit Offensivdrang und ganz
präzisen Flanken.
Bernd Knappe (früher SC Pfullendorf Oberliga) schoß uns in letzter Minute
wieder in die Bezirksliga.
Dass man mit so wenig läuferischem Aufwand immer richtig steht und auf dem berühmten Bierdeckel den Gegner vernascht, war nicht zu fassen.
Dem kam nur noch „Streibi“ und „Marius“ nahe.
„Knacki“ war dann das größte Talent und seinen Weg bis in die 2.Bundesliga
kennen wir ja alle.

SVA: Du warst auch 3 Jahre lang Abteilungsleiter der Abteilung Fussball.
Unter deiner Regie wurde auch das Grillhüttle in Kaltbrunn erbaut. War das damals ein großer Kraftakt?

Jufu:
Für das „Grillhüttle“ war ich seitens des SVA zuständig bei der
Abstimmung Architekt, Gemeinde, Gesamtverein.
Der Innenausbau war in Eigenarbeit, vor allem Hubert Müller.
Ich freue mich sehr bei jedem Bierchen das ich dort trinke, dass es
heute noch den Fußballern dort gefällt und zumindest den Zweck erfüllt.

SVA: Viele ältere erzählen heute noch vom alten Clubheim an der Hochstraße. Kein warmes Wasser ohne Heizung aber trotzdem gemütlich. Hier wurde nach jedem Training bis früh morgens gefeiert und mittendrin der Jufu mit seiner Klampfe.

Jufu:
Ach, unser altes Clubheim am Grabhügel. Was für eine geile Zeit die
80-er. Alle Abteilungen verstanden sich gut und es gab etliche Handball/Fußball- Ehen.
Warmes Wasser gab es schon zum Duschen; man musste aber den
Durchlauferhitzer bedienen können. Auf dem Betonboden lagen Holzroste und
im Winter war es arschkalt.
Gegen Mitternacht hatten wir dann auch ein verlorenes Spiel gewonnen und
legendäre interne Weihnachtsfeiern wurden veranstaltet.
Natürlich sangen wir dann, auch immer mal wieder mit der Gitarre, alle
Fußballlieder hoch und runter.

SVA: Hast du in dieser Barake eigentlich deine Bärbel ( Tochter vom damaligen SVA Präsidenten Kurt Geisenberger) kennengelernt?

Jufu:
Meine Bärbel kannte ich natürlich viele Jahre früher schon – wir waren auch gemeinsam bei der DLRG damals.
Ich hatte schon viel früher mit meinem heutigen Schwiegervater Kurt
Geisenberger freundschaftlichen Kontakt.
Ich war nach dem Studium ab 1985 für 2 Jahre in Frankfurt beruflich. Bärbel
hatte dann ein Jahr später in der Nähe von Frankfurt eine Schulung.
Kurt schlug ihr vor sie soll mich ansprechen, dass ich ihr übers Wochenende Frankfurt und Umgebung zeige.
Da kamen wir dann zusammen und ich sag immer mal wieder im Spaß, dass sie
mir nachgereist sei um mich zu bekommen.

SVA: Über Generationen hinweg wird bei den Aktiven die sogenannte SVA Hymne “ Schönes Allensbach Dorf am Bodensee …“ weitergegeben.
Ein Gewisser Jufu Enz war der Textschreiber ( sozusagen der August Heinrich Hoffmann von Fallersleben des SVA )
Verrate mal wo und wann ist dieser Text entstanden?

Jufu:
Die Melodie von „Country Roads“ habe ich zu Beginn der 80-er Jahre
zum SVA-Lied gedichtet. Anlass war eine der damals jährlich stattfindenden
SVA-Weihnachtsfeiern, also des Gesamtvereins. Jede Mannschaft oder Abteilung musste einen Auftritt
machen und irgendwas zum Besten geben.

SVA: Nach deiner Zeit beim SVA hast du dich mehreren anderen Hobbys zugewand. Unter anderem dem Kochen. Erzähl mal was kochst du besonders gut ?
Was wäre das perfekte 3 Gänge Menü von Chefkoch Enz.

Jufu:
Das mit dem Kochen war viele Jahre gar nicht mein Hobby – Grillen o.k. Aber kochen?!
Zu meinen Hobbys zählte eher die AH, ich war aktiver Tennisspieler, etwas
Skifahren und Gitarre.
Meine Stärke war wohl eher das Essen, da Bärbel so gut kocht.
Aber seit 2-3 Jahren beschäftige ich mich mehr damit.
Mein 3 Gänge Menü wäre: Ein schöner Salat, Hasenkeule a la Jufu und Obstsalat mit einem Pfannküchle.
Sehr fein

SVA: Auch in Antholz beim Biathlon kann man dich mit deinen Fussball Kollegen regelmäßig im Fernsehen sehen.
Es wird gemunkelt, daß du so lange nach Italien fahren wirst, bis sie dich endlich mal als “ Fan des Tages “ auswählen werden.
Dieser Titel fehlt dir noch. Warum ?

Jufu:
Dass das gemunkelt wird ist mir neu. Elmar Quickenstedt, Horst Wedele
und Silvia Quickenstedt waren schon Fan des Tages.
Das freute mich sehr, doch ich selbst bin da nicht so scharf drauf – ehrlich,
mir reicht der Titel “ des Ratterbox-Man“ auf der Tribüne und im Zelt zusammen mit Horst und Elmar die Polonaise anführen anführen zu dürfen.
( fragt mal den Streibi)
Hoffentlich klappt das noch viele Jahre.

SVA: Das man mit dem SVA viel erleben kann, hast du des öfteren schon erfahren. Wie war denn die Erfahrung als Ihr im italienischen Riccione eine Nacht im Gefängnis wart. Es stand ja damals sogar in der Bild Zeitung.
Es heißt, dass Günther“ Hosel“ Hespeler bis heute noch sein Sackmesser sucht.

Jufu:
Ja, es waren 12 Mann eine Nacht auf der Wache in Riccione und eine Nacht in Rimini im Gefängnis.
3 Leute von uns hatten in einer Disco ein Problem bei einer Geldrückgabe.
Als es ernster wurde wollten wir helfen/schlichten. Das meiste spielte sich auf dem Vorplatz bzw. Treppenabgang statt. Es gab schon etwas Rangelei, einer der Italiener hatte sogar eine Waffe. Die Polizei nahm uns alle fest und was die 2/3 Italiener denen alles erzählt haben, wußten wir nicht.
Das Gefühl dann im Morgengrauen in Polzeiautos einige Kilometer mit Tatütata abtransportiert zu werden, war auch eine eigene Erfahrung.
Und auch die Behandlung dort wie ein Schwerverbrecher, ohne dass man
eigentlich nicht viel gemacht hat, war völlig überzogen.
Mit Hilfe des Hotelier und den anderen, die einen Anwalt organisierten,
kamen wir dann raus.
Dem „Hosel“ wurde ein Messer abgenommen, das er von seinem Opa bekam, als Erbstück. Bei der Rückgabe unserer Sachen war dieses dann verschwunden.
Er wollte schon sein „Stiletto“ zurück. Wir haben ihn dann aber schnell
überredet – nur raus hier.

SVA: Was wünscht du dem SVA für die Zukunft?

Jufu:
Dem Gesamtverein wünsche ich von ganzem Herzen ein abteilungsübergreifendes Miteinander
Allen Fußballern immer viel Spaß an diesem tollen Sport, Kameradschaft und
tolle gemeinsame Stunden.
Der 1. Mannschaft bald die Rückkehr in die Bezirksliga – da gehört der SVA
auch hin.
Aber dazu benötigt man auch ein starkes Umfeld, das den Weg ebnet.
Viel Glück und wenn ich kann, sitze ich auf meinem Platz auf unserer großen Holzbank der Ultras und fieber natürlich mit.

SVA: Danke Jufu für deine Zeit und das du uns einen Einblick in die schöne nostalgische Zeit der 80er geben konntest. Alles Gute für Dich und deine Familie

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