Folge 7 – Horst Wedele

In Folge 7 unseres Legendentalks sprechen wir mit einem echten Allensbacher Urgestein Horst Wedele 

SVA: Horst, du warst in den 80er Jahren einer der gefürchtesten Verteidiger im Bodenseekreis. Ein richtiger Wadenbeisser aber auch technisch richtig stark. Du warst Mitglied der Meistermannschaft 1988. Was machte die damalige Truppe aus ?

HW: Wir hatten sehr gute Einzelspieler mit Urban Mayer, Andy Böhm, Christian Bücheler um hier nur einige zu nennen.

Aber was die Truppe so stark machte war die Kameradschaft und der Zusammenhalt, besonders beim Feiern im Clubheim.

Eins noch zum gefürchteten Verteidiger: In meiner ganzen Laufbahn als Fußballer habe ich 2 rote Karten bekommen.

Eine als ich in St. Georgen in der 92 ten Minute den Ball per Handabschlag übers Stadiondach schoss.

Die Zweite als ich in Klengen mit einem Linienrichter nicht einer Meinung war, ihm die Fahne wegnahm und den Abhang hinunter schmiss.

SVA: Auf welchem Sportplatz hast du immer gerne gekickt?

HW: Da ich konditionell immer top fit war, spielte ich am liebsten auf großen Plätzen. Je grösser der Platz desto besser.

Z.B. Radolfzell Mettnau Stadion, Stockach Osterholz Stadion, Meßkirch Jahn Stadion usw.

SVA: Wo nicht so gerne ?

HW: Mir war es immer egal ob Rasen- oder Hartplatz. (Meinen Gegenspielern eher nicht). Immer 100% Einsatz

SVA: Es gibt über dich eine Geschichte, die man heute noch immer wieder gerne erzählt. Was hat es mit dem Spruch:“ Niedermann, wie stohts ?( Übersetzt wie steht es ) I schreibs dir uff de Fueß ( ich schreibe es dir auf den Fuß) aufsich.

Erzähl mal?!

HW: Wir spielten bei Konstanz Egg. Es gab einen Zweikampf zwischen mir und Niedermann.

Der Schiedsrichter pfiff foul gegen mich, was ich überhabt nicht verstehen konnte. Daraufhin regte sich Niedermann mächtig auf. Dann sagte ich zu ihm: „Kannst du mir mal sagen wie es eigentlich steht“? Dann schreib ich‘s dir auf den Fuß. Das fand er gar nicht lustig, er stand auf, ging auf mich zu, ich rannte weg er hinter mir her, der Schiedsrichter hinter Niedermann her und zeigte ihm die rote Karte.

SVA: Auch eine interessante Geschichte war die im Bezirkspokalhalbfinale 1988 beim FC Kluftern. Es war eine englische Woche vor dem entscheidenden Spiel der Saison um den Aufstieg. Der damalige Trainer Pirmin Böhler wollte damals unbedingt die Verlängerung vermeiden und meinte vor dem Spiel “ Notfalls hauen wir uns de Bolle in der 90. Minute selber nei“. Im Spiel stand es kurz vor Schluss Unentschieden. Es gab einen Eckball der Gastgeber und Du hast über den ganzen Platz gerufen „Pirmin, sollen wir uns etzt de Bolle selber neihaue, die schaffet des doch gar it“ Trainer Böhler ist damals im Erdboden versunken und Du wurdest zur unerwünschten Person erklärt um es mal nett auszudrücken. Kannst Du Dich daran noch erinnern?

 

HW: An Einzelheiten kann ich mich nicht mehr erinnern. Ich weiß nicht mehr ob wir in die Verlängerung mussten.Ich weiß nur das wir das Spiel verloren haben. Ob wir bei einem Eckball kollektiv einem Ballonfahrer zugeschaut haben, oder ob die Verteidigung einen Stürmer allein auf das Tor zulaufen ließ (nach dem Motto der Brieli wird in schon halten) kann ich nicht mehr sagen.

Wir haben auf jeden Fall den Aufstieg in die Bezirksliga geschafft.

SVA: Irgendwann kam der Wechsel zum VfR Stockach 09 e.V. gewechselt. In die Landesliga. Stimmt es das du in dieser Zeit mal gegen einen gewissen Paul Breitner ( FC Bayern ) spielen durftest? (Anmerkung für die jüngere Generation: Paul Breitner wurde u.a 1974 Weltmeister mit Deutschland)

HW: Ja, das war tatsächlich so. Der FC Bayern war damals Werbeträger für Magirus Deutz. Ein Stockacher Fuhrunternehmen hatte durch den Kauf mehrerer Fahrzeuge ein Werbespiel am 08.06.1980 gegen den FC Bayern organisiert. Wir hatten vor fast 5000 Zuschauern gegen den FC Bayern (in Bestbesetzung) gespielt, lediglich Torhüter Junghans und K-H Rummenigge (beide 1980 in Italien bei der EM) waren nicht mit von der Partie. Es war der Wahnsinn. So 10 Minuten nach Spielbeginn kam ich, bei einem Zweikampf mit dem Breitner Paul, einen Schritt zu spät und traf ihn auf dem Schienbein. Am Boden liegend sagte er zu mir: „Mensch Junge lass mich Fußball spielen“. Das tat ich dann auch, obwohl es mir schwer gefallen ist. Am Ende haben wir das Spiel mit 6:2 verloren, aber vergessen werde ich das Spiel nie.

SVA: Welche 3 Mitspieler waren rückblickend die Besten mit denen du spielen durftest?

HW: Beim SVA war es Urban Mayer (laufstark und sehr gute Technik). Beim VFR waren es zwei Edeltechniker, Edelbert Greiner, Wilfried Hänert.

SVA: Warum führte dich der Weg von Stockach wieder zurück zum SVA?

HW: Ich habe jahrelang bei Contraves in Stockach gearbeitet. Über die dortige Betriebsmannschaft bin ich auch zum VFR gekommen. Durch einen beruflichen Wechsel habe ich Stockach verlassen und so auch dort meine sportlichen Zelte abgebrochen und mich wieder dem SVA angeschlossen.

SVA: Nach deiner aktiven Laufbahn warst du jahrelang auch als Jugendtrainer Aktiv. Man sagt du wärst der emotionalste Jugendtrainer aller Zeiten gewesen. Eure Spielergeneration hatte das Jugendhüttle an der Bodanrückhalle erbaut. Vielen Dank dafür. Aber wieso musste unbedingt ein Kopfballpendel her? Dieses steht heute noch am Platz. Vermutlich das Einzigste in der Region

HW: Auch als Jugendtrainer, immer 100% im Training und an der Linie. Es war gut das ich mir das Traineramt mit Arnold Muck teilen konnte. Ich das HB Männle, er der ruhige Pol.

An die Zeit als Jugendtrainer erinnere ich mich gerne zurück, sehr anstrengend und zeitintensiv. Wie schon erwähnt immer 100%. Das mit dem Kopfballpendel war ein Griff ins Klo, wir dachten wir könnten dadurch das Kopfballspiel verbessern, ja das dachten wir. Ich denke man könnte es dem Fanfarenzug Allensbach e.V. 1961 bei der Schrottsammlung stiften.

Wir hatten damals übrigens nicht nur das Hüttle an der Bodanrückhalle mitgebaut, auch haben wir den Kinderspielplatz im Riesenberg am Clubheim 1994 zusammen mit Arnold Muck und Uwe Meier errichtet.

SVA: Ihr wart in dieser Zeit im Jugendtrainerbereich sehr engagiert. Warum reizte es nicht Euch im Aktivenbereich miteinzubringen?

HW: Wie sagt ein altes Sprichwort: „Wenn es am schönsten ist, soll man aufhören“. Alles zu seiner Zeit. Wir gehen lieber am Sonntag auf den Sportplatz, sitzen auf unseren Baumstamm, wissen meistens alles besser, trinken in der Halbzeit und nach dem Spiel ein Weizen und das ist gut so.

SVA: Auch als Sänger hattest du dir über Jahre einen Namen gemacht. Als Mitglied von “ e weng ebbs gsunge“ gabt Ihr an der Fasnet beim Alet Abend immer alles. Schlotzt du eigentlich immer noch soviele Hustengutsle wie zu dieser Zeit?

HW: Das mit dem Singen hat auch stark nachgelassen, das Kratzen im Hals gehört der Vergangenheit an. Also ist das mit dem Gutsele schlotzen auch vorbei. Aber gelegentlich singen wir mal an Geburtstagen wenn Jufu mit der Gitarre spielt.

SVA: Was würdest du vorziehen?

Ein Lied auf der Alet Bühne mit Rammstein?

Ein Bundesligaspiel neben Christian Streich auf der Trainerbank des SC Freiburg oder
Skiwachser der Damen Biathlon Staffel in Antholz ?

HW: Ich habe zwei Favoriten

Ich war schon mit Jufu Enz und Elmar Quckenstedt bei vielen Rammsteinkonzerten in Friedrichshafen, Neuhausen ob Egg, Berlin Waldbühne, Lissabon, Prag und in Zürich, aber auf der Alet Bühne?

Würd ich auf jeden Fall machen. Mit Christian Streich auf der Bank beide 100% engagiert, würde das gut gehen? Anfänglich auf der Bank, später auf der Tribüne? Würde ich auf jeden Fall machen Skiwachser bei der Damen Biathlon Staffel würde ich auf keinen Fall machen, da kriegt man viel zu wenig von der Atmosphäre mit.

SVA:  Was wünschst du dem SVA für die Zukunft?

HW:Ich wünsche dem SVA für zukünftige Entscheidungen ein gutes Händchen, den Fußballern des SVA dass sie den Aufstieg in die Bezirksliga schaffen. Falls dieses eintreffen sollte werde ich zwei Kästen Bier spendieren.

SVA: Lieber Horst, wir wünschen Dir für die Zukunft alles Gute. Danke für deine Zeit. Bleib gesund

Scharfes – Eck Allensbach

Zu Facebook

Zu Fußball.de